Top-Viertel vs. Randlage
Wer die Stadt dem Umland vorzieht, muss beim Immobilienkauf immer drauflegen. Aber auch innerhalb der Metropolen gibt es mancherorts riesige Preisgefälle – und damit Chancen für weniger Betuchte.
Aufgrund gestiegener Bauzinsen und nach wie vor hoher Preise zieht es viele Immobilienkäufer raus aus den Großstädten ins günstigere Umland. Doch auch im Stadtgebiet lässt sich zum Teil mehr als die Hälfte der Kosten sparen. Das zeigt eine aktuelle Analyse des Internetportals immowelt, für die die Kaufpreise von beispielhaften Bestandswohnungen (Wohnfläche 75 Quadratmeter, drei Zimmer, 1. Stock, Baujahr 1990er-Jahre) in den Stadtteilen der 14 Städte mit mehr als 500.000 Einwohnern untersucht wurden. Demnach ist das Sparpotenzial in allen Städten groß: Die Preise im günstigsten Stadtteil sind Minimum 15 Prozent niedriger als der Preis über das ganze Stadtgebiet. In der Spitze erreicht die Ersparnis gar im Durchschnitt 44 Prozent.
„Obwohl der Immobilienkauf durch die gestiegenen Zinsen schwieriger geworden ist, gibt es für Käufer auch innerhalb der Städte nach wie vor leistbare Optionen“, sagt Felix Kusch, Country Managing Director von immowelt. „Wer bereit ist, aus dem Zentrum hinauszuziehen, findet Wohnungen, die verglichen mit dem Preisniveau der gesamten Stadt halb so teuer sind. Der Unterschied zu den teuersten, meist zentral gelegenen Stadtteilen ist nochmal deutlich größer – zum Teil kosten Wohnungen dort viermal so viel.“
Bis zu 44 Prozent sparen in Berlin
Besonders in den teuren Metropolen ist der Immobilienkauf für viele Menschen finanziell nur noch sehr schwer zu stemmen. Doch selbst dort gibt es Gegenden mit vergleichsweise preiswerten Wohnungen. Das größte prozentuale Sparpotenzial aller Städte gibt es der Analyse zufolge in Berlin. Während das Stadtmittel bei 5.150 Euro pro Quadratmeter liegt, kosten Wohnungen am nordöstlichen Stadtrand rund 2.000 Euro pro Quadratmeter weniger. Der günstigste Berliner Stadtteil ist Malchow mit Quadratmeterpreisen von 2.873 Euro, was 44 Prozent weniger sind als der Berlin-Wert. Im benachbarten Neu-Hohenschönhausen (3.041 Euro pro Quadratmeter; -41 Prozent) ist Wohneigentum nur marginal teurer.
Den gleichen prozentualen Unterschied wie der günstigste Berliner Stadtteil weißt auch das günstigste Bremer Viertel auf: Auch in Farge (1.716 Euro pro Quadratmeter) sparen Käufer 44 Prozent im Vergleich zum Wert über die gesamte Stadt von 3.081 Euro pro Quadratmeter.
Viel Ersparnis auch in Hamburg und Frankfurt
Auch in Hamburg gibt es sehr große Unterschiede bei den Immobilienpreisen. Im südlich gelegenen Rönneburg liegt der aktuelle Angebotspreis von Bestandswohnungen bei 3.743 Euro pro Quadratmeter. Das sind über 2.600 Euro weniger als der Preis für komplett Hamburg von im Mittel 6.404 Euro pro Quadratmeter. Für Käufer ergibt sich eine Ersparnis von 42 Prozent. Auch in den ebenfalls im Süden Hamburgs gelegenen Hausbruch (3.815 Euro pro Quadratmeter) und Sinstorf (3.851 Euro pro Quadratmeter) ist die Differenz mindestens 40 Prozent.
Durchschnittlich 36 Prozent können Käufer in Frankfurt sparen, wenn sie sich für eine Wohnung in Sossenheim entscheiden. Das im Westen der Finanzmetropole gelegene Quartier ist der einzige Stadtteil mit Quadratmeterpreisen unter 4.000 Euro. Aktuell werden Wohnungen für im Mittel 3.780 Euro pro Quadratmeter angeboten – 36 Prozent unter dem Preisniveau der ganzen Stadt von 5.934 Euro pro Quadratmeter. Auch in den Großstädten am Rhein finden kompromissbereite Käufer günstige Alternativen: Im Kölner Stadtteil Elsdorf kosten Wohnungen 30 Prozent weniger, Düsseldorf-Garath liegt im Schnitt 27 Prozent unter dem Stadtmittel.
München: Über 7.000 Euro im günstigsten Bezirk
Besonders in München, der mit Abstand teuersten deutschen Großstadt, haben die gestiegenen Bauzinsen große Auswirkungen auf die monatlichen Finanzierungskosten. Auch wenn der prozentuale Unterschied zwischen günstigstem Bezirk und Stadtmittel mit 17 Prozent vergleichsweise gering ist, kann sich der Blick an den Stadtrand lohnen. Zwar kostet der Quadratmeter mit 7.301 Euro in Aubing-Lochhausen-Langwied immer noch mehr als in den meisten anderen Großstädten im Zentrum. Aufgrund des generell hohen Preisniveaus Münchens liegen die Kaufpreise im westlich gelegenen Bezirk dennoch 1.477 Euro pro Quadratmeter unter denen von gesamt München (8.778 Euro pro Quadratmeter).
Noch geringer als in München ist die prozentuale Ersparnis nur in Dresden und Nürnberg. In der sächsischen Großstadt kosten Wohnung im günstigsten Stadtteil, Gorbitz-Ost (2.311 Euro pro Quadratmeter), gerade einmal 15 Prozent weniger als in Dresden-Gesamt (2.718 Euro pro Quadratmeter), was hauptsächlich am generell niedrigen Preisniveau liegt. In Nürnberg (3.771 Euro pro Quadratmeter) beträgt die Differenz im Durchschnitt 16 Prozent zum preiswertesten Stadtteil Pillenreuth (3.158 Euro pro Quadratmeter).
Größtes Preisgefälle in Hamburg
Beim Blick auf die teuersten Stadtteile stechen besonders München und Hamburg heraus. Als einzige der untersuchten Städte liegen dort die Quadratmeterpreise im fünfstelligen Bereich. An der Spitze steht Altstadt-Lehel im Zentrum Münchens mit im Mittel 13.898 Euro pro Quadratmeter. Das entspricht beinahe dem doppelten Angebotspreis wie im günstigsten Münchner Bezirk Aubing-Lochhausen-Langwied. Dahinter folgen Maxvorstadt (12.321 Euro pro Quadratmeter) und Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt (11.775 Euro pro Quadratmeter).
Am größten ist das Preisgefälle in Hamburg. In Harvestehude (10.715 Euro pro Quadratmeter), Rotherbaum (10.679 Euro pro Quadratmeter) und HafenCity (10.088 Euro pro Quadratmeter) kosten Wohnungen fast dreimal so viel wie im günstigsten Quartier Rönneburg. In Berlin weist das Nobelviertel Grunewald (7.327 Euro pro Quadratmeter) Höchstpreise auf, gefolgt von Mitte (7.152 Euro pro Quadratmeter). In Frankfurt ist Westend-Süd (8.850 Euro pro Quadratmeter) das teuerste Pflaster und in Köln Altstadt-Nord (7.016 Euro pro Quadratmeter). (ots)