Geht der Immobilienboom weiter?
Der große Immobilienboom der letzten Jahre ist vor allem den niedrigen Zinsen für Baufinanzierungen zu verdanken. Es war noch nie zuvor so günstig, den Kauf oder Bau einer Immobilie zu finanzieren. Immer öfter wird dabei jedoch die Frage gestellt, wie lange diese Niedrigzinsphase noch andauert. Nachdem die Zinsen in der ersten Jahreshälfte tatsächlich etwas anzogen, geht es seit Juni wieder leicht bergab. Geht der Immobilienboom also weiter?
Zinsen wieder im Sinkflug
Ein Blick beispielsweise auf den Chart zur Zinsentwicklung von Interhyp.de zeigt klar, dass die Bauzinsen seit Februar/März 2021 leicht anzogen. Die Entwicklung erreichte ihren Höhepunkt im Juni mit einem Durchschnittszins von 1,01% pro Jahr bei 10jähriger Zinsbindung. Mittlerweile liegen die durchschnittlichen Zinskonditionen wieder bei 0,86% pro Jahr.
Die folgende Tabelle zeigt die Entwicklung noch etwas eindeutiger:
Zinsbindung | Januar 2021 | Mai 2021 | Juli 2021 |
10 Jahre | 0,75% p.a. | 1,01% p.a. | 0,86% p.a. |
15 Jahre | 1,03% p.a. | 1,31% p.a. | 1,16% p.a. |
20 Jahre | 1,26% p.a. | 1,52% p.a. | 1,34% p.a. |
Experten rechnen mit weiter steigenden Bauzinsen
Die EZB hat aktuell trotz steigender Inflation die Leitzinsen auf dem bisherigen Rekordtief belassen. Darin könnte die Erklärung für die erneut fallenden Zinssätze bei Immobilienkrediten liegen. Doch Achtung: Sollten die Verbraucherpreise weiter anziehen, könnte die EZB in den nächsten Monaten ihre Meinung ändern und der oben beschriebene Effekt tritt eventuell später noch ein.
Was sollten Immobilienkäufer momentan beachten?
Angesichts der aktuellen Zinsentwicklung stehen potenzielle Immobilienkäufer vor der Frage, was sie tun sollen. Aktuell befinden sich die Bauzinsen wieder auf einem niedrigen Niveau, aber es gibt Hinweise darauf, dass dies nicht ewig so bleiben wird. Aus diesem Grund sollten Käufer folgende Aspekte beachten:
1. Eher auf lange Zinsbindungen setzen
Zwar liegen die Zinssätze bei Zinsbindungsfristen von 15 oder 20 Jahren höher als bei einer 10jährigen Zinsbindung, aber dafür lassen sich auf diesem Weg die niedrigen Zinsen lange sichern. Sollten die Zinsen in dem Zeitraum grundsätzlich steigen, ist dies für den Kreditnehmer erst einmal unerheblich. Der kleine Zinsaufschlag bei längeren Laufzeiten ist dabei angesichts der gewonnenen Planungssicherheit durchaus zu verschmerzen.
2. Die aktuelle Zinsersparnis für höhere Tilgungen nutzen
Darüber hinaus ist es heute mehr als sinnvoll, die äußerst niedrigen Zinsen für eine Erhöhung der Tilgung zu nutzen. Wer bei einer Kreditsumme von 200.000 Euro und einem Sollzins von 1,5% pro Jahr eine anfängliche Tilgung von 3% statt 2% wählt, spart innerhalb von 15 Jahren bereits 3.600 Euro an Zinsen. Darüber hinaus hat dieser Kreditnehmer nach 15 Jahren nur noch eine Restschuld von 99.141 Euro statt 132.760 Euro zu stemmen. Wenn dann eine Anschlussfinanzierung ansteht, liegen auch bei höheren Zinssätzen die Kosten niedriger als bei deutlich höherer Restschuld. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass sich ein Immobilienkauf nach wie vor lohnen kann. Dabei kommt es natürlich auch sehr auf den jeweiligen Preis an. In einigen Regionen ist der Markt so überhitzt, dass das Preisniveau jegliche Grenzen sprengt. Dagegen bringen Käufe in B-Lagen oft deutlich fairere Preise mit sich.
Niedrige Zinsen halten Interesse an Immobilien hoch
Die Zinsen am Immobilienmarkt befinden sich seit vielen Jahren auf einem rekordverdächtig niedrigen Niveau. Auch wenn es im zweiten Quartal 2021 einen leichten Anstieg der Zinssätze gab, sind diese seit Juli wieder im Sinkflug. Damit dürfte auch das Interesse an Immobilien nach wie vor sehr groß bleiben. Wer kaufen möchte, sollte die Zinsersparnisse auf jeden Fall für eine höhere Tilgung nutzen und darüber hinaus eher lange Zinsbindungen wählen.