Bauunternehmer sehen Fehlerkosten bei Behörden
Offenbar hat die Bau- und
Installationsbranche ein Kommunikationsproblem:
So jedenfalls lautete das Ergebnis einer Umfrage unter Bauunternehmern, wie nach Meinung der Befragten Fehlerkosten in der Bau- und Installationsbranche verhindert werden könnten. Danach nannten 22 Prozent von 180 Bauunternehmern zur Vermeidung von Kosten eine verbesserte Kommunikation beziehungsweise Abstimmung. Wer eher das Hauptproblem in einer mangelnden Qualifikation eigener und fremder Mitarbeiter vermutet hatte, sah sich getäuscht. Befragte Architekten bemängelten dagegen auch die Nicht-Einhaltung von Absprachen als Hauptursache.
Fakt ist: Die Baubranche leidet seit Jahren unter massiven Fehlerkosten, jeder zehnte Euro wird von den Verantwortlichen als unerwarteter, vermeidbarer Posten im Kostengefüge verbucht. Ärgerlich, denn eine erhöhte Fehlerquote trägt maßgeblich zum Bauverzögerungen und einem damit einhergehenden Mehr an Bereitstellungszinsen der kreditgebenden Banken bei. Gelobt jeder dritte Bauunternehmer aus Schaden klug geworden zu sein und künftig Fehlerkosten durch gesammelte Erfahrungen vermeiden zu können, so herrscht zwischen allen Beteiligten ein Gezerre an Schuldzuweisungen.
Der schwarze Peter ist relativ
Droht ein Projekt in der Bauphase durch unerwartete, nicht einkalkulierte Mehrkosten zum Kostengrab zu werden, hat ein einsetzendes Geschiebe an Schuldzuweisungen Tradition. Dabei hat das Gros der scheinbar wenig selbstkritischen Bauprofis den Sündenbock schnell ausgemacht: 40 Prozent von 181 in 2016 telefonisch befragten Bauunternehmern sind der Ansicht, dass Behörden und Aufsichtspersonen primäre Verantwortung für aufgelaufene Fehlerkosten zu tragen haben. Und auch die nächsten Akteure im Kampfring kommen nicht ungeschoren davon: An zweiter Stelle sind nach Ansicht von 28 Prozent der befragten Bauunternehmer auch die Architekten für die Fehlerkosten im Bauprozess verantwortlich. Für die Bauunternehmen scheinen somit bei der Projektplanung und der baubehördlichen Aufsicht häufig Fehlerkosten zu entstehen.
Naturgemäß sieht das die Architektengilde diametral anders: So wähnt eine Mehrzahl unter ihnen die Kostenexplosion ausgerechnet bei den Bauunternehmen verursacht. Knapp ein Drittel bemängeln jeweils mangelnde Absprachetreue und Abstimmung der Unternehmer. Jeder zehnte mahnt realistische Fehleinschätzung und deutlichere Verträge an.
Teurer Aufschub
Das Hauptproblem dabei ist: Werden sich die Hauptakteure nicht schnell einig und arbeiten gemeinsam an einer unverzüglichen Verbesserung, laufen die Baukosten für Bauherren und Kreditnehmer aus dem Ruder. Denn bei einer Verzögerung der Bauzeit wird die Baufinanzierung durch Bauzeitzinsen erheblich teurer werden. Bei Neubauten hängt die Kreditauszahlung nämlich vom Baufortschritt ab.