Mit Augenmaß und richtiger Beratung
kommen Bauherren und sanierungswillige Eigentümer wirtschaftlich vernünftig und klima- sowie nervenschonend in die eigenen vier Wände.
Die energetische Qualität von Wohngebäuden ist eines der drängendsten Themen der Gegenwart, sei es im Neubau, beim Kauf einer Bestandsimmobilie oder bei der Modernisierung eines Hauses im Eigenbesitz. Fast alle Entscheidungen bei der Planung der Bau- und Modernisierungsmaßnahmen haben Einfluss auf die Energieeffizienz des Gebäudes – und sie wirken sich gravierend auf die Gesamtkosten aus. „Bauherren und Sanierende haben trotz mittlerweile strenger gesetzlicher Vorgaben noch immer Gestaltungsspielräume“, sagt Erik Stange, Pressesprecher des Bauherren-Schutzbunds e. V. Er rät dazu, durch vorausschauende Planung die energetische Qualität und die Wirtschaftlichkeit der Baumaßnahmen in Einklang zu bringen.
Für den Bau oder die Modernisierung eines Hauses sind umfangreiche Berechnungen, Beschreibungen, Prüfungen, Verträge und Genehmigungen erforderlich. Alle diese Teile der Planung gilt es sorgfältig zu prüfen und zu hinterfragen, welche Kombinationen aus Gebäudehülle und Haustechnik energetisch und wirtschaftlich am günstigsten sind. Bei diesen weitreichenden Entscheidungen kann es sinnvoll sein, verschiedene Anbieter und Alternativen unter die Lupe zu nehmen, am besten mithilfe eines neutralen Bausachverständigen. Die Kontakte unabhängiger und zertifizierter Bauherrenberater und Bausachverständiger findet man unter anderem auf den Websites dieser Institutionen: Verband Privater Bauherren e. V. (www.vpb.de) , Bundesverband Deutscher Sachverständiger und Fachgutachter e.V. (www.bundesverband-gutachter.de), Bundesverband öffentlich bestellter und vereidigter sowie qualifizierter Sachverständiger e. V. (www.bvs-ev.de) oder Bauherren-Schutzbund e. V. (www.bsb-ev.de).
Alle Abläufe zeitig strukturieren und priorisieren
„Damit die Bau- und Modernisierungsmaßnahmen die Planungsziele erreichen, sollte man auch die sach- und fachgerechte Bauausführung kontrollieren – werden die energetischen Maßnahmen durch ein KfW-Programm gefördert, ist dies sogar Pflicht", erklärt Erik Stange. Ein Bauherrenberater, der eine solche baubegleitende Qualitätskontrolle durchführt, sollte neben ausgewiesener Kompetenz weitere Voraussetzungen erfüllen. Dazu gehören vor allem Unabhängigkeit von Bauunternehmen, marktneutrale Beratung und eine regelmäßige Kontrolle und Dokumentation der Bauausführung zu jedem zentralen Bauabschnitt.
Besonders bei der energetischen Ertüchtigung bestehender Bausubstanz lohnt sich eine möglichst früh beginnende Strukturierung und Priorisierung aller Abläufe. Denn es ist keine Frage, dass das Sanieren älterer Häuser lohnenswert fürs Klima ist – und natürlich auch für die eigene Geldbörse. „Es sind Einsparungen ab 50 Prozent des vorherigen Energiebedarfs drin“, sagt Alexander Steinfeldt, Sprecher der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online. Schafft ein Gebäude den Passivhausstandard, seien es sogar bis zu 100 Prozent. Aber die Maßnahmen dafür sind teuer – zu teuer für viele. Und auch nicht zwingend notwendig, denn das Passivhaus wird „in der Fläche“ auch zukünftig eher einen Exotenstatus innehaben.
Teuer wird die energetische Sanierung naturgemäß dann, wenn man viel oder sogar alles auf einmal angehen möchte. Aber wo fängt man am besten an, und welchen Schritt stellt man hinten an, vielleicht sogar für mehrere Jahre? Die Antwort wird von Immobilie zu Immobilie anders ausfallen und ist außerdem stark abhängig vom Budget der Besitzerinnen und Besitzer, inklusive aktuell möglicher staatlicher Förderung. Trotzdem gibt es grundsätzlich eine ideale Reihenfolge für die energetische Sanierung: erst das Dach und die Fassade dämmen, dann die Heizung erneuern. Denn die Dämmung verändert den Energiebedarf eines Gebäudes stark, und das Volumen der Heizung kann erst perfekt darauf abgestimmt werden, wenn der Bedarf bekannt ist.
Ein Faktor, der gegen das Ideal sprechen kann, ist etwa das Alter einer Heizung. „Wenn die Heizung 35 Jahre alt ist, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass sie in absehbarer Zeit ausfällt“, sagt Andreas Skrypietz von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Osnabrück. In diesem Fall wäre es durchaus angebracht, zunächst die Heizungsanlage zu erneuern, obwohl zu der Zeit noch nicht kalkuliert werden kann, wie hoch der Bedarf überhaupt noch ist, nachdem zeitgemäße Dämmmaßnahmen umgesetzt wurden. Die gute Nachricht: „Die heutigen Heizungen haben einen Leistungsbereich, in dem sie ohne Verlust genutzt werden können“, erklärt Skrypietz, der die DBU-Initiative „Zukunft zuhause - nachhaltig sanieren“ leitet. Sein Rat mit Blick auf die laufenden politischen Diskussionen und Regelungen für Gas- und Ölheizungen: „Man sollte aktuell auf jeden Fall eine Heizungsanlage auf der Basis erneuerbarer Energien einbauen.“
Ohne Energieberatung fließt auch kein Fördergeld
Einen ersten Überblick, was an ihrem Gebäude zu tun ist, können sich Hausbesitzer zum Beispiel über den Modernisierungscheck von co2online verschaffen. Aber für die konkrete Planung und Umsetzung muss ein Energieberater beauftragt werden. Dieser weiß, welche Maßnahmen sinnvoll sind und wo das meiste Einsparpotenzial besteht, und er erarbeitet einen individuellen Sanierungsfahrplan für jedes Haus. Das Spektrum der Planung reicht von Einzelmaßnahmen wie dem Austausch der Fenster, der Sanierung des Dachs oder dem Einsatz erneuerbarer Energien zur Warmwasserbereitung oder Stromproduktion bis hin zur Komplettsanierung. Wichtig: „Ohne Energieberater erhält man keinen Kredit von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und in den meisten Fällen auch keine Förderung vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA)“, sagt Alexander Steinfeldt. Die Kosten für die Energieberatung werden bis zu 80 Prozent vom BAFA übernommen.
Die auf www.energie-effizienz-experten.de aufgeführten Energieberaterinnen und Energieberater haben sich verpflichtet, neutral und unabhängig zu beraten. Auf der Website findet man ein bundesweites Verzeichnis mit rund 13.000 Fachleuten für energieeffizientes Bauen und Sanieren von der Deutschen Energie-Agentur (dena). Sie besitzen auch die Zulassung, für ihre Kunden Förderanträge für Sanierungsmaßnahmen zu stellen. Steinfeldt rät weiterhin dazu, zusätzlich Hauseigentümer um Empfehlungen zu bitten, die ihr Eigenheim bereits energetisch saniert haben. Das gilt auch bei der Suche nach qualifizierten Handwerkern. (dpa-tmn/ots/Baufi)