Haus ohne Hindernisse
Der Bau eines Hauses ist eine riesige Investition. Umso wichtiger sei es, sie nachhaltig zu planen, damit sie lange bewohnbar bleiben, sagt Irmtraud Swoboda, Sachverständige des Verbands Privater Bauherren (VPB). „Vorausschauende Bauherren denken deshalb auch von Anfang an barrierearm." Nur wer sein Haus in jungen Jahren schon so plane, könne es im Alter lange bewohnen. „Außerdem sind barrierearme Häuser in unserer alternden Gesellschaft leichter verkäuflich als Häuser mit Hindernissen."
Technisch nicht nötig: ein Sockel
Barrierearm bauen mit dem eigenen Architekten ist kein Problem, denn Planer erfüllen individuelle Wünsche, heißt es vom Verband. „Aber neun von zehn Bauherren bauen heute schlüsselfertig." Schlüsselfertighäuser seien meist standardisierte Entwürfe, an denen sich oft nicht mehr viel ändern lasse. „In jedem Fall kosten Änderungswünsche extra und müssen im Vorfeld in die Planung integriert und in den Vertrag hineinverhandelt werden", ergänzt Bauherrenberaterin Irmtraud Swoboda. Sie rät angehenden Bauherren deshalb dazu, alle infrage kommenden Schlüsselfertigangebote gleich zu Beginn der Überlegungen auf Barrieren hin abzuklopfen. Neuralgischer Punkt bei fast allen Häusern sei der Eingangsbereich. Er liegt, vor allem bei Häusern in Holzbauweise, in der Regel zwei Stufen hoch, weil das Haus auf einem Sockel steht. „Der ist jedoch technisch nicht nötig." Die Ausführung der Abdichtung sei einfacher, wenn der Keller ein Stück weit aus dem Erdreich herausrage. „Für Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte ist ein Haus mit Sockel aber praktisch nicht bewohnbar." Deshalb heißt die erste Forderung: ebenerdiger Eingang. Der ist technisch machbar. Natürlich muss die entsprechende Eingangspodest-Entwässerung vorher sorgfältig geplant werden, denn die ebenerdige Ausführung ist deutlich weniger fehlertolerant als jene mit Podest; nur eine erfahrene gute Baufirma sollte damit beauftragt werden. „Bauherren sollten sich in dieser Frage auch nicht auf die Zeichnungen verlassen, die sie am Anfang in die Hand gedrückt bekommen", warnt Irmtraud Swoboda. „Das sind standardisierte Haustypen und keine individuellen, auf das entsprechende Grundstück abgestimmten Planungen."
Ausreichend breite Türen
Sinnvoll ist es auch, von Anfang an für Rollstuhlfahrer ausreichend breite Türen vorzusehen. Durchbrüche lassen sich nachträglich nur mit viel Schmutz und Geld verbreitern. Die Expertin rät: „Die Haustür sollte im Rohbau 113,5 Zentimeter breit sein, die Innentüren 101 Zentimeter." Geplant werden müssen auch die Bewegungsflächen zum Rangieren mit dem Rollstuhl. „Je nach Wendigkeit des Rollis sind das zwischen 1,20 mal 1,20 Meter und 1,50 mal 1,50 Meter. Diese Flächen müssen vor allen Türen frei gehalten werden und natürlich im Bad." Fast schon selbstverständlich geworden ist hingegen der Einbau moderner Walk-in-Duschen. Hier sollten Bauherren darauf achten, dass die Abdichtung des Badezimmerbodens fachgerecht ausgeführt wird. Außerdem zu berücksichtigen: zusätzliche Elektrik. „Im barrierearmen Haus sitzen zum Beispiel die Steckdosen auf Lichtschalterhöhe und die Schalter für die Rollladenheber neben dem Lichtschalter, nicht am Fenster", so Irmtraud Swoboda. „Bauherren sind aber gut beraten, den Bauvertrag vor der Unterzeichnung in jedem Fall noch einmal vom unabhängigen Sachverständigen prüfen zu lassen. Schließlich steckt der Teufel im Detail, vor allem beim barrierearmen Haus." (sz-immo)