Altes Haus, neues Leben
Keine Angst vor dem Bestandshaus: Ein Bauphysiker verrät die fünf Vorteile der Sanierung einer alten Immobilie.
In Zeiten des Klimawandels und steigender Energiepreise gewinnt das Thema Gebäudesanierung zunehmend an Bedeutung. Doch es ist viel Verunsicherung im Markt: Kann ein altes Haus wieder zu neuem Leben erweckt und gleichzeitig energieeffizient gestaltet werden? Welche Vorteile bringt eine Sanierung und könnte sie eine wertvollere Investition sein als ein Neubau?
„Sehr viele Gebäude haben ein zweites Leben verdient“, sagt Bauphysiker Luca Arenz, „und mit der richtigen Herangehensweise kann eine Sanierung nicht nur den Gebäudewert erhöhen, sondern auch etwas zur Umwelt beitragen und den Energieverbrauch erheblich reduzieren.“ Der Mainzer betreibt ein Ingenieurbüro mit rund 30 Mitarbeitern und begleitet über 250 Sanierungen im Jahr. Hier verrät er fünf aktuelle Vorteile einer Sanierung einer alten Immobilie:
1. Bessere Zinssätze
Eine energetische Sanierung generiert bei der staatlichen Förderbank KfW nicht nur einen besseren Zinssatz. Es gibt auch einen Tilgungszuschuss bis zu 45 Prozent. Die Tilgungssumme eines Kredits wird also deutlich reduziert. Bei Altbauten sind 30 Prozent üblich, für alte und energetisch schlechte Gebäude können Hausbesitzer mit 20 Prozent rechnen. Bei einem Neubau entfällt der Tilgungszuschuss und die Zinsen sind höher.
2. Mehr Gestaltungsspielraum
Auch ein Teilabriss zählt als Sanierung. Praktisch bedeutet das: Das Gebäude darf nach der Sanierung kleiner sein und anders aussehen. Umgekehrt ist auch eine Vergrößerung oder eine vollkommene Umgestaltung möglich. Die alte Bestandsimmobilie kann also auch Neubaucharakter bekommen, was einiges an Spielraum bedeutet.
3. Häufig attraktivere Lagen
Gute Neubauflächen sind immer schwerer zu bekommen, und oft liegen sie in eng bemessenen Neubaugebieten am Stadtrand. Bestandsgrundstücke mit Bestandshäusern liegen häufig in attraktiveren Wohngegenden und verfügen im besten Fall über bedeutend größere Grünflächen. Ein weiterer Vorteil liegt in den bereits nachgewiesenen Stellplätzen. Bei einer Neubaufläche müssen die Stellplätze erst noch beantragt werden.
4. Umweltschutz inklusive
Jeder Neubau verbraucht viel graue Energie. Als „graue Energie“ wird die gesamte Energie bezeichnet, die für die Herstellung aller Baumaterialien aufgewendet werden muss. Das schließt die Lagerung, den Verkauf, den Transport und die Entsorgung der Baustoffe mit ein. Bei einer Sanierung können die bereits vorhandenen Bestandsmaterialien wie Wände, Decken und gegebenenfalls der Dachstuhl genutzt werden. Das spart extrem viel Energie und schont so die Umwelt und das Klima.
5. Schnellerer Einzug möglich
Ist die Sanierung gut geplant, geht in der Regel alles sehr schnell, denn vieles kann in trockener Konstruktion erledigt werden. Bei einem Neubau wird viel Feuchtigkeit ins Gebäude gebracht, die gründlich ausgelüftet werden muss – zumindest bei Anwendung der Massivbauweise. Eine Sanierung ist daher in vielfacher Hinsicht ökologischer und das Haus kann auch viel schneller bezogen werden. Alte Gebäude zu bewahren kann sich also in mehrfacher Hinsicht lohnen. PS: Bestandsimmobilien haben häufig viel mehr ästhetischen Charme als die allzu oft gesichtslos daherkommenden Neubauten. (ots)