Sehnsucht nach der nächsten Saison
Jetzt ist die Zeit zum Planen – zum Beispiel Reisen zu besonderen Gärten.
Der Herbst ist die Jahreszeit des Loslassens – die Bäume schicken ihr Laub in den Kreislauf der Natur. Die letzten Früchte werden geerntet, die Samenstände vieler Blumen sind, überzogen vom ersten Frost, attraktive Hingucker. Jeder Sonnenstrahl, der sich in die sogenannte dunkle Jahreszeit – die meist mit der Umstellung auf die Winterzeit von vielen Menschen als solche wahrgenommen wird – verirrt, löst entsprechend große Freude aus. Aber was kann man jetzt im Garten überhaupt noch machen außer Laub wegzuräumen und Zwiebeln für die kommende Frühjahrsblüte zu setzen? Die Antwort: Jetzt lässt sich gut planen – und das kann man unabhängig von der Tageszeit, denn dafür braucht man weder Sonne noch Wärme. Und wie plant man am besten? Indem man sich Anregungen vor Ort holt, und zwar von ganz besonderen Garten-Orten, deren Besuch allerdings auch erst einmal gut vorbereitet sein will. Die Sehnsucht nach der nächsten Saison lässt sich dabei jedenfalls gut genießen.
Mischung aus Gartengeschichte, Alltagsleben und Hesses Welt
Die Buchverlage kennen diese Sehnsucht der Hobbygärtner und bringen regelmäßig im Herbst Bücher auf den Markt, die Lust machen, andere Gärten zu entdecken. So hat die Deutsche Verlags-Anstalt ein ganzes Buch über den Garten von Hermann Hesse in Gaienhofen am westlichen Bodensee herausgebracht. Autorin Eva Eberwein weiß, wovon sie schreibt: Sie selbst hat diesen Garten liebevoll restauriert und zu einem beliebten Anziehungspunkt für Literaturfans und Gartenfreunde aus aller Welt gemacht. Ihr Buch „Der Garten von Hermann Hesse" gibt mit diesem Stück Natur an seinem Haus einen ganz besonderen Einblick in das Leben des großen Literaten. Gleich zu Beginn lässt sie den Meister selbst zu Wort kommen: „Irgendwo heimisch zu sein, ein Stückchen Land zu lieben und zu bebauen, nicht bloß zu betrachten und zu malen, teilzuhaben am bescheidenen Glück der Bauern und der Hirten, am vergilischen, in zweitausend Jahren unveränderten Rhythmus des ländlichen Kalenders, das schien mir ein schönes, zu beneidendes Los", schreibt Hermann Hesse 1931. Da hatten er und seine Frau Maria Haus samt Garten allerdings längst schon verkauft. „Gaienhofen hatte sich erschöpft", wird Hesse später zitiert. So sei ihm das Jäten, einst wahrgenommen als Möglichkeit der Entspannung, bald schon lästige Pflicht gewesen. „Man muss kein Hermann-Hesse- Anhänger sein, um von diesem sorgfältig gestalteten Buch mit den stimmungsvollen Fotografien entzückt zu sein. Ein bisschen Gartenbegeisterung und kulturgeschichtliche Neugierde reichen aus", heißt es in einer Kritik zum Buch. Die Mischung aus Gartengeschichte, damaligem Alltagsleben und Einblick in die Welt von Hermann Hesse sei unwiderstehlich. „Die Schilderung der behutsamen Annäherung an dieses vergessene Juwel und der Bericht über die Wiederversetzung in seinen alten Zustand machen den Band auch zu einem Gartenlehrbuch." Kein Wunder: Autorin Eva Eberwein hatte schon als Kind ihre Sommerferien bei ihrer Tante in Gaienhofen verbracht. Als Hesses Haus im Jahr 2003 abgerissen und das Gartengelände überbaut werden sollte, kehrte sie kurzentschlossen ihrem Beruf als Unternehmensberaterin und Leiterin eines Forschungslabors den Rücken und kaufte Haus und Grundstück, um sowohl Haus als auch Garten zu renovieren. Zudem gründete sie einen Hesse-Förderverein und hält heute zahlreiche Führungen und Seminare ab.