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Die Mieten enteilen den Gehältern

Die Kaltmieten in deutschen Städten steigen weiter. Wo gut verdient wird, gleicht das Gehalts-Extra die hohe monatliche Belastung selten aus. Ein gesundes Verhältnis von Durchschnittseinkommen und Durchschnittsmiete existiert nur noch in wenigen Großstädten.

Die Mieten in deutschen Großstädten steigen weiter, und die Einkommen können mit dieser Entwicklung meist nicht mehr Schritt halten. Viele Unternehmen zahlen zwar in Großstädten höhere Gehälter, allerdings gleicht das die hohen Wohnkosten nicht aus. In München ist die Diskrepanz am größten: Die Kaufkraft liegt in der bayerischen Hauptstadt im Mittel 29 Prozent über dem Bundesschnitt, allerdings sind die Mieten mit 18,58 Euro pro Quadratmeter 81 Prozent über dem Wert im Rest des Landes. Deutschlandweit werden derzeit 10,28 Euro pro Quadratmeter bei Neuvermietung verlangt. Das zeigt eine Analyse des Immobilienportals immowelt.de, bei der die Angebotsmieten mit dem durchschnittlichen verfügbaren Einkommen pro Kopf in den Stadtkreisen über 500.000 Einwohnern verglichen wurden. Die Vergleichsdaten zur Kaufkraft pro Einwohner stammen von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK).

„Wohnen in der Großstadt war schon immer teurer. In Städten mit besonders hohen Mieten verdienen die Menschen aber dafür auch meist etwas besser“, sagt immowelt-Geschäftsführer Felix Kusch. „Die stark steigenden Wohnkosten sorgen aber für ein zunehmendes Ungleichgewicht. In Großstädten mit besonders angespannten Wohnungsmärkten halten die Einkommen seit Jahren nicht mehr mit den Mieten Schritt.“

München, Stuttgart, Frankfurt: hohe Gehälter, aber auch hohe Mieten

München ist unter anderem die Heimat von sieben Dax-Konzernen. Das beschert der Metropole viele gut bezahlte Jobs, wie die jährliche Kaufkraft pro Kopf von 35.867 Euro belegt – das ist nahezu ein Drittel mehr, als der Durchschnittsdeutsche pro Jahr an Einkommen zur Verfügung hat (27.848 Euro). Allerdings müssen die Münchnerinnen und Münchner auch im Schnitt 18,58 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter für die Anmietung einer neuen Wohnung ausgeben. Das sind 81 Prozent mehr als die 10,28 Euro, die im Deutschlandmittel bei Neuvertragsmieten fällig werden.

In Stuttgart sorgen unter anderem die Automobilindustrie sowie deren Zulieferer und Dienstleister für gute Jobaussichten. In Frankfurt am Main lockt die Banken- und Finanzbranche mit guten Gehältern. Dementsprechend verdienen die Bürger beider Städte besser als der Durchschnittsdeutsche (je 110 Prozent). Allerdings müssen Mieter dort jeweils mehr als 14 Euro für den Quadratmeter zahlen. Mit 14,84 Euro werden in Stuttgart 144 Prozent des Bundesmittels fällig, mit 14,07 Euro sind es in Frankfurt am Main 137 Prozent.

Extremfall Berlin: Niedrige Gehälter, hohe Mieten

In Berlin ist der Wohnungsmarkt besonders aus dem Gleichgewicht geraten: Berlin ist eine von zwei Städten in der Untersuchung, in der das Gehaltsniveau unter-, aber die Mieten überdurchschnittlich sind. Mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 26.420 Euro haben Berliner im Schnitt 95 Prozent des Geldes zu Verfügung, das ein Vollzeit-Arbeitnehmer hierzulande bekommen. Mit 13,29 Euro pro Quadratmeter liegen die Neuvertragsmieten aber 29 Prozent über dem Deutschlandmittel.

Ein ähnliches Missverhältnis zeigt sich in den Stadtkreisen über 500.000 Einwohnern nur noch in Bremen. In der Hansestadt liegt das Einkommen bei 90 Prozent des Deutschlandmittels, die Mieten sind mit 10,90 Euro indes mit 6 Prozent höher.

Punktsieg Düsseldorf: Top-Gehälter, aber Durchschnittsmiete

Statistisch betrachtet verfügt Düsseldorf über das beste Verhältnis zwischen Gehältern und Mieten: Dort haben die Menschen im Mittel 15 Prozent mehr Gehalt zur Verfügung – das ist der zweithöchste Wert der Untersuchung. Bei den Mieten landet die Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen aber im Mittelfeld: Mit 11,09 Euro pro Quadratmeter liegt der Wert bei 108 Prozent nur knapp über dem Deutschlandmittel. Ein Punktsieg für Düsseldorf im ewigen Streit mit dem Nachbarn Köln. Denn Kölner verdienen im Mittel nur 5 Prozent mehr als der Bundesschnitt, müssen aber 25 Prozent mehr für die Miete zahlen (12,82 Euro pro Quadratmeter).

Ruhrgebiet und Osten: Arbeits- und Wohnmarkt im Gleichgewicht

Deutlich besser im Gleichgewicht ist der Wohnungsmarkt in den größten Städten des Ruhrgebiets und im Osten der Republik. Zwar sind die Einkommen dort tendenziell geringer als im Rest des Landes, aber Mieter müssen auch weniger fürs Wohnen ausgeben.

In Essen und Dresden liegt das Pro-Kopf-Einkommen nach Abgaben bei je 95 Prozent des deutschen Durchschnitts. Mit 8,96 Euro pro Quadratmeter zahlen Essener bei Neuvermietung aber nur 87 Prozent des Deutschlandmittels. In Dresden beträgt die durchschnittliche Kaltmiete (8,65 Euro pro Quadratmeter) nur 84 Prozent der 10,28 Euro, die deutschlandweit pro Quadratmeter verlangt werden. Ähnlich gestaltet sich die Situation in der zweiten Sachsenmetropole Leipzig: Hier liegt der Anteil der Kaufkraft bei 90 Prozent, und die Durchschnittsmiete bei 8,63 Euro pro Quadratmeter (84 Prozent).

Duisburg ist zwar in Sachen Miete und Einkommen das Schlusslicht der Untersuchung, aber das Verhältnis zeigt sich ausgewogen: Mit 22.763 Euro haben die Menschen dort das geringste Pro-Kopf-Einkommen aller untersuchten Städte (82 Prozent des Deutschlandmittels). Mietwohnungen werden hier für 8,44 Euro pro Quadratmeter angeboten. Das ist mit ebenfalls 82 Prozent des Deutschlandwertes ebenfalls der niedrigste Wert der Untersuchung. (ots)